Gewässerentwicklung in Diepholz
In und um Diepholz herum gibt es viele Fließgewässer. Daraus ergibt sich eine Chance, aber auch eine Verantwortung. Fließgewässer in der norddeutschen Tiefebene sind in besonderer Weise durch menschliche Nutzungsansprüche verändert, beinahe zu 100 % ihrer natürlichen Gestalt beraubt worden. Begradigung des Gewässerlaufes mit der Folge von erhöhter Fließgeschwindigkeit, Vertiefung der Gewässersohle, Entfernung der Aue durch landwirtschaftliche Nutzung bis an die Gewässerkante, Entwässerung der angrenzenden landwirtschaftlich häufig intensiv genutzten Flächen, Einleitung von Abwässern sowie Gewässerunterhaltung sorgen noch häufig dafür, dass diese naturferne Gestalt eines Gewässers aufrecht erhalten wird. Das führt zu tiefgreifenden Veränderungen der Gewässerchemie und der Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt des Gewässers. Dabei könnten die Fließgewässer sich sogar selbst reinigen, wenn sie durch vielfältige Wasserpflanzen, Wassertiere und natürliche Überschwemmungsflächen ihre natürliche Funktion ausüben könnten. Effiziente Entwässerung der Ackerflächen im Frühjahr durch Dränagen und Entwässerungsgräben macht baldige Beregnung der Flächen nötig, der Grundwasserspiegel sinkt, denn das Grundwasser wird nicht mehr aufgefüllt. Der Klimawandel verschärft diese ungünstige Entwicklung.
Im Jahr 2000 hat der Agenda 21 – Förderverein in Diepholz e.V. die Erstellung eines Gewässerentwicklungsplanes (GEPl) für die Beeke angeregt. (Die Beeke ist (neben der Hunte) einstmals ein natürliches Fließgewässer gewesen.) 2001 hat die Stadt Diepholz die Trägerschaft dafür übernommen und den Agenda 21 – Förderverein mit der Ausarbeitung des GEPl Beeke betraut. Für ein bestimmtes Einzugsgebiet werden darin Maßnahmenvorschläge aufgezeigt, die sinnvoll zu einer Gesamtverbesserung der Gewässersituation führen. Den GEPl Beeke hat Diplomgeograph und Landschaftsökologe Jörg Spicker im Jahr 2002 erarbeitet.
Als eine Datengrundlage diente die Diplomarbeit von Marta Sickinger aus dem Jahr 2001 über die Beeke mit dem Thema „Charakterisierung eines stark beeinflussten Tieflandbaches unter besonderer Berücksichtigung verschiedener Erfassungsmethoden und Bewertungsverfahren“. Über diese Diplomarbeit wurde ein BSH – Merkblatt „Tieflandgewässer – Chancen und Risiken“ herausgegeben.
Auch zu Lohne und Grawiede wurde von Jörg Spicker im Jahre 2005 ein Gewässerentwicklungsplan erarbeitet.
Es ist seit dem Aufgabe von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung, diese Pläne möglichst kurzfristig umzusetzen. Die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie, alle europäischen Oberflächengewässer bis 2015 in einen qualitativ „guten Zustand“ zu überführen, wurden in ganz Deutschland weit verfehlt und es braucht große Anstrengungen, die Zielvorgaben nun bis 2027 zu erreichen.